Heute vor einem Jahr startete die fs35 zu ihrem Erstflug in Schwäbisch Hall. Seitdem ist viel passiert, das Flugzeug wurde nach Bartholomä überführt, um dort die Flugerprobung fortzusetzen.
Nach den ersten Werkstattflügen dieses Jahr wurde zuerst Seitenwind und Gegenwind erprobt, um in dieser Hinsicht weniger eingeschränkt zu sein in den Wetterbedingungen für einen Erprobungsflug. Derzeit darf bis zu 10kt Seitenwind bzw. 15kt Gesamtwindkomponente geflogen werden.
Anschließend wurde unsere Fahrmesseranzeige über die GPS-Methode kalibriert. Dies ist notwendig, weil die Fluggeschwindigkeit bei den nachfolgenden Versuchen ein wichtiger Vergleichsparameter ist und man besonders im Langsamflug auf eine korrekte Geschwindigkeitsanzeige im Cockpit angewiesen ist. Während im Langsamflug fast keine Abweichung ermittelt wurde, war das Flugzeug bei 170km/h bereits 6km/h schneller als angezeigt. Eine solche Abweichung ist bei Flugzeugen allerdings unvermeidbar und auch zulässig. Es wird sich allerdings zeigen, wie sich der Verlauf fortsetzt im noch höheren Geschwindigkeitsbereich.
Nachdem diese Versuche durchgeführt wurden und unser Erprobungspilot Stefan wieder ausreichend in Übung war, wagten wir uns an den nächsten größeren Erprobungsabschnitt, das Erfliegen der Flugenvelope, also die Variation von Flugmasse und -Schwerpunkt.
Aufgrund des sehr kopflastigen Leermassenschwerpunkts wurden für die ersten Flugversuche Ausgleichsgewichte anstelle der Schleppkupplung in den Schleppausleger gebaut, um einen mittleren Flugschwerpunkt zu erreichen. Als erstes wurde daher in Erstflugkonfiguration die statische und dynamische Längsstabilität gemessen. Bei der statischen Längsstabilität wird mithilfe eines Maßbands die Knüppelposition bei verschiedenen Geschwindigkeiten gemessen. Darüber kann der Neutralpunkt des Flugzeugs bei dieser Konfiguration und damit das Stabilitätsmaß berechnet werden. Bei der dynamischen Stabilität wird die sogenannte „Phygoide“ untersucht. Es stellt sich unabhängig vom Schwerpunkt eine gedämpfte Phygoide ein, die nach 4-5 Schwingungen bzw. nach 22 Sekunden abgeklungen ist.
Darüber hinaus wurde die Geschwindigkeit mit ersten Anzeichen des Strömungsabrisses erflogen, um diese mit anderen Schwerpunktlagen zu vergleichen.
Dieses Programm, bestehend aus Stallgeschwindigkeiten, statischer und dynamischer Längsstabilität wurde systematisch zuerst bei weiter hinten liegender Schwerpunktlage, und anschließend bei etwas kopflastigerer Schwerpunktlage erflogen. Dabei kann der Schwerpunkt mithilfe der Treibstoffmenge und des Heckballasts eingestellt werden. Abhängig von der Schwerpunktlage stellt sich eine Mindestgeschwindigkeit zwischen 72 und 76kmh ein. Im weiteren Verlauf wurde die Abflugmasse von bisher 810kg auf die maximalen 850kg angehoben. Auch hier wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Bei diesen Flügen hatten erstmals aktive Gruppenmitglieder die Möglichkeit, in der fs35 mitzufliegen.
Nachdem Erfliegen des Schwerpunktsbereiches stand als Nächstes an, weitere Piloten einzuweisen, um nicht immer auf die Zeit unseres berufstätigen Erprobungspiloten angewiesen zu sein. In nächster Zeit werden nun zwei weitere Piloten eingewiesen. Zum einen beginnt der aktuelle Flugerprobungsleiter Michael „Hansi“ Wagner mit der Einweisung, um bei der Erprobung von weiteren Flugeigenschaften zu unterstützen. Außerdem wird Stefan „Zischi“ Zistler von der FTAG Esslingen die F-Schlepperprobung durchführen und hat ebenso begonnen, seine ersten Platzrunden zu drehen.
In der Zwischenzeit wurden nun Motorausfallübungen geflogen bei verschiedenen Bremsklappenstellungen. Anschließend wurde der Motor in der Luft bereits aus und wieder angeschaltet. Pünktlich vor dem Sommertreffen hat letztes Wochenende unser Flugerprobungsleiter seine Einweisung abgeschlossen und darf die fs35 kommendes Wochenende auf das Idaflieg-Sommertreffen überführen. Wir sind gespannt, was dort so alles erprobt wird.