Während die Stunden der warmen Sommernacht vergehen, brennt in unserer Werkstatt das Licht; wir ziehen Rovings und erreichen den nächsten kleinen Meilenstein im Bau unserer fs36!
Viele Stunden der Planung und der Vorbereitung der Werkstatt liegen hinter uns, als es endlich ans Rovingziehen gehen soll.
Vor dem Start stehen wir jedoch vor einer Herausforderung: der Hitze in diesem Sommer. Bei ständigen Temperaturen tagsüber um die 32°C wird uns das Harz schnell härten, woran sicherlich die Qualität des Endresultats leiden wird. Kein Problem! Wir arbeiten in der Nacht.
Um 22 Uhr ist das Briefing und noch immer liegt die Hitze schwer in der Werkstatt. Doch nachdem jedem seine Aufgabe zugeteilt worden ist, soll es losgehen.
Die Harzansetzer setzen das erste Harz der langen Nacht an und kurz darauf wird der erste Roving gezogen. Spannung liegt in der Luft; wird alles funktionieren? Wenige Minuten später stellt sich heraus, dass die selbstgebaute Rovingziehmaschine ihren Dienst hervorragend erfüllt und die Seilwinde à la “Gimli” den in Harz getränkten Roving Zentimeter für Zentimeter stetig durch die Werkstatt zieht. Nach dem Ausziehen wird der lange Roving auf die exakte Länge geschnitten und in die Holmgurtform gelegt. Alles läuft nach Plan!
Aus den Rovings werden Probeholmgurte für einen Holmbruchversuch gefertigt. Dieser soll zum experimentellen Nachweis der Festigkeit des asymmetrischen Holmgurts unserer fs36 dienen. Im Rahmen einer Projektarbeit wurde sich im Voraus intensiv mit der Konstruktion, der Berechnung, der Versuchsplanung und der Fertigung dieses Versuches auseinandergesetzt.
Ziel dieser Projektarbeit war es, Grundlage für die Zulassung eines asymmetrischen Holmes für den Prototyp fs36 beim Luftfahrtbundesamt zu schaffen. Es sollte ein Verständnis für die wirkenden Mechanismen in der Lastaufnahme eines Holms mit asymmetrisch dicken Holmgurten aufgebaut werden. Dafür wurde der Holm mithilfe einer analytischen Berechnung ausgelegt und die fertige Konstruktion einer Finite-Elemente-Analyse unterzogen. Für den Versuch werden nur 3,5m lange Holmsegmente gebaut. Die V-Stellung und der Einstellwinkel des Flügels, sowie sämtliche Knicke, die im aktuellen Flügelentwurf zu finden sind, werden hierbei aus Einfachheitsgründen nicht einbezogen.
Nach dem Bau sollen Versuchsholme in Versuchsgestellen bis zum Bruch belastet werden, um die Berechnung zu validieren. Dafür wurden Formen hergestellt, in denen die Versuchsholme gefertigt werden.
Meter für Meter an Roving wird durch die Werkstatt gezogen. Während die Stunden der Nacht vergehen, steigt nicht nur die Höhe der Rovings in den Holmgurtformen, sondern auch unser Koffeinkonsum.
Die Sonne ist schon lange wieder aufgegangen und die ersten Vorlesungen am Morgen wurden schon gehalten, als der letze Roving in die Form gelegt wird. Damit haben wir einen weiteren kleinen Meilenstein im Bau unserer fs36 erreicht.
Nach der erfolgreichen Nacht und einigen Metern an Roving gibt es wohlverdientes Frühstück gemeinsam in der Werkstatt während die Holme härten.